Quelle: FAZ
Georg Pieper machte sich keine Illusion, als er nach Athen fuhr. Aber was der Traumatherapeut dort sah, hat die schlimmsten Befürchtungen übertroffen: Die griechische Gesellschaft explodiert unter dem Druck der Krise. Traumata sind Georg Piepers Geschäft. Wann immer in den vergangenen Jahrzehnten eine Katastrophe über Deutschland hereinbrach, war der Traumatologe zur Stelle, das war 1988 beim Grubenunglück in Borken so, das war so bei dem ICE-Unglück in Eschede und auch beim Erfurter Amoklauf. Nach den Anschlägen in Oslo und Utøya ist Pieper nach Norwegen gereist und hat die Kollegen dort betreut. Georg Pieper weiß, was es heißt, genau hinzuschauen und die Dimension einer Katastrophe zu ermessen.
Erst vor wenigen Wochen, im Oktober, verbrachte Pieper einige Tage in Athen, wo er Psychologen, Psychiater und Ärzte in Sachen Traumatherapie fortbildete, unentgeltlich freilich, das Land ist, wie wir alle wissen, in der Krise, weshalb sich Pieper auf einiges gefasst gemacht hatte, als er dorthin aufbrach. Doch die Realität hat seine düsteren Erwartungen übertroffen.
Anmerkung unseres Lesers M.W.: Ein wertvoller Artikel und seltener Lichtblick, mal wieder im Feuilleton der FAZ, der über die hier in Deutschland kaum wahrgenommene Realität in Griechenland berichtet. Die Öffentlichkeit wird hier auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bewusst und vorsätzlich nicht über solche Zustände informiert, statt dessen erleben die Talkshow-Schwemme, bei der über Griechenland Stammtischparolen, Vorurteile und einseitige Meinungen veröffentlich werden dürfen. Leider lesen und informieren sich zu wenige über die realen Verhältnisse in Griechenland und darüber hinaus versteht leider nur eine Minderheit, dass vieles, was derzeit in Griechenland zu sehen und zu erleben ist, bald auch bei uns Realität sein kann. Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass die EU gerade aktuell den Friedensnobelpreis erhalten hat, wo sie mit Troika Politik unter unserer Kanzlerin Merkel dabei ist, die Wiege der Demokratie zu zerstören. Aufwachen ist angesagt, dies ist ein Artikel der auch an Freunde, Bekannte und Kollegen weitergegeben werden sollte.